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Auto- und Fahrradunfall
Sind private Unfallversicherungen sinnvoll? Für Unfälle in der Freizeit, werden finanzielle Folgen abgefedert. Unser Test zeigt: es gibt gewaltige Unterschiede bei Tarifen und Leistungen. Ein Vergleich lohnt sich! Bild: Ground Picture/Shutterstock

Private Unfallversicherung Test: Der richtige Mix

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Eine private Unfallversicherung federt finanzielle Folgen von Freizeitunfällen ab – allerdings mit gewaltigen Unterschieden in Preis und Leistung. Wir haben 16 Anbieter einem Vergleich unterzogen.

Die Private Unfallversicherung soll die Lücke schließen, die die gesetzliche Unfallversicherung aufweist. Der Bedarf ist individuell sehr unterschiedlich - und damit auch die Angebote auf dem Markt.
Der Artikel bietet Ihnen umfassende und frei zugängliche Basisinformationen zum Thema Unfallversicherung.

Im aktuellen Test 2023 wurde ein Versicherungsvergleich von 16 Anbietern unternommen - anhand von sechs Modellen/Lebenssituationen: Studentin, Single mit Kind, Paar ohne Kind, vierköpfige Familie, Büroangestellte und Pensionist. 

>> Wenn Sie angemeldet sind, gelangen Sie hier direkt zur Testtabelle (Produktfinder).

Warum ist eine private Unfallversicherung sinnvoll?

Am Arbeitsplatz, in der Schule, auf der Uni sowie auf dem Hin- und Rückweg greift die gesetzliche Unfallversicherung. Was viele aber nicht wissen: Der gesamte Haushalts-, Freizeit- und Sportbereich ist nicht versichert – hier aber passieren die meisten Unfälle! Eine medizinische Behandlung nach einem Unfall ist zwar über die Krankenversicherung gedeckt, auch nach einem Freizeitunfall. Bleiben aber nach dem Abschluss der Krankenbehandlung Dauerschäden, kann eine private Unfallversicherung helfen. Sie soll finanzielle Nachteile, die durch einen Unfall entstehen, ausgleichen. Und diese Nachteile können gravierend sein, wenn man z.B. durch einen Unfall arbeitsunfähig wird und zusätzlich teure Umbauten in der Wohnung notwendig werden und ein hoher Pflegebedarf besteht.

Übrigens: Wann die gesetzliche Unfallversicherung greift, wird manchmal sehr eng ausgelegt. Wenn man bei der Fahrt von der Arbeit nach Hause eine Kaffeepause einlegt und danach einen Unfall hat, gilt dies schon nicht mehr als Arbeitsunfall. Laut Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit betreffen lediglich an die 13 Prozent aller Unfälle den Arbeits- und Schulbereich.

Deshalb empfehlen wir den Abschluss einer privaten Unfallversicherung, sie kann sehr flexibel nach den individuellen Bedürfnissen gestaltet werden und bietet Schutz rund um die Uhr. Aus unserer Sicht ist die private Unfallversicherung ein wesentlicher Bestandteil des persönlichen Versicherungsprofils.

Antwort auf die Frage, welche Versicherung für Sie sinnvoll ist und auf welche Sie verzichten können, bietet übrigens unser VKI-Risiko-Check.

Personengruppen ohne Schutz

Besonders anzuraten ist eine private Unfallversicherung den Personengruppen, die über die gesetzliche Unfallversicherung gar nicht geschützt sind (Pensionist:innen, nicht erwerbstätige Partner:innen wie Hausfrau/Hausmann) oder kleine Kinder, die noch nicht zur Schule gehen.

Die gesetzliche Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeitsrente orientiert sich an bereits erworbenen Versicherungszeiten und dem Erwerbseinkommen. Daher ist eine private Unfallversicherung vor allem auch für Schüler:innen, Student:innen und besonders junge Arbeitnehme:innen ratsam. Zusätzlich ist zu bedenken, dass ja auch vor allem bei Kindern oder jüngeren Personen der Zeitraum, für den eine Leistung gebraucht wird, ein langer ist. Mögliche Umbauten, externe Betreuung, Anschaffung von modernen Hilfsmitteln oder besondere Therapien verursachen Zusatzkosten. Hier macht eventuell auch eine Unfallrente Sinn, denn der Zeitraum der Leistungsinanspruchnahme könnte sehr lang sein.

Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung bietet Schutz bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Auch Unfälle auf dem direkten und ununterbrochenen Weg von und zur Arbeit sind versichert. Die medizinische Behandlung nach einem Unfall wird von der Krankenversicherung übernommen - auch nach einem Freizeitunfall. 

Warum sollte man eine private Unfallversicherung haben? 

Bleiben aber auch nach Abschluss der ärztlichen Behandlung bleibende Schäden zurück, kann die private Unfallversicherung helfen. Sie ist besonders für Personengruppen interessant, die keinen gesetzlichen Schutz genießen, wie zum Beispiel Hausfrauen, Kinder oder Pensionisten. Aber auch für Berufseinsteiger, denn die Höhe der gesetzlichen Pensionsversicherung hängt von der Zahl der Versicherungsjahre ab.

Leistungen der privaten Unfallversicherung

Unfallversicherungen bieten entweder eine einmalige Geldleistung bei bleibender Invalidität oder eine Unfallrente ab einem bestimmten ­Invaliditätsgrad, was trotz einem etwaigen Verdienstausfall die Kosten für einen ­Wohnungsumbau, eine zusätzliche Therapie oder eine Hilfe im Alltag ermöglicht.

Was deckt die private Unfallversicherung ab? 

Übernommen werden auch Kosten für Heilung, Bergung und Rückholung, oder es wird ein Geldbetrag pro Tag im Krankenhaus oder für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit vereinbart. Auch hinsichtlich des Invaliditätsgrades – also ab welcher Art von bleibender Beeinträchtigung der Versicherer wie viel zahlen soll – lassen sich recht unterschiedliche Produkte finden.

Leistungen im Detail

Einmalige Geldleistung bei bleibender Invalidität: Die Invaliditätsleistung ist die zentrale Leistung der privaten Unfallversicherung. Die vereinbarte Summe wird bei dauerhafter Invalidität gezahlt und richtet sich nach dem Invaliditätsgrad und der Gliedertaxe (siehe "Versicherungs-Grundbegriffe" weiter unten). Die empfohlene Versicherungssumme sollte mindestens das sechsfache des Bruttojahresgehaltes ausmachen. Tarife, die Leistungen erst ab einem bestimmten Invaliditätsgrad bieten, sind günstiger.

Unfallrente: Übersteigt der Invaliditätsgrad der versicherten Person einen vertraglich festgelegten Invaliditätsgrad (meist 50%), wird eine monatliche Rente zumeist lebenslang ausbezahlt. Die Leistung der Versicherung erfolgt hier nicht als Einmalzahlung, sondern als monatliche Rente.
Achtung: nicht überversichern, wenn schon eine hohe Rente vereinbart wurde.

Unfallkosten: Hier werden Kosten für die Heilung, Bergung und Rückholung ersetzt. Mit diesem Baustein kann auch der Zugang zu besonderen Heilbehelfen, Therapien oder auch für kosmetische Operationen nach einem Unfall erleichtert werden.

Spitaltagegeld: Darunter wird ein Geldbetrag für jeden Tag eines Krankenhausaufenthalts nach einem Unfall verstanden. Die Höhe kann vereinbart werden. Diese Leistung wird oft mit der Übernahme des Selbstbehaltes im Krankenhaus begründet. Achtung: wer zB eine private Zusatzkrankenversicherung hat, kann jedenfalls darauf verzichten!

Taggeld: Wird für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit vereinbart. Das ist vor allem für Personen interessant, die aufgrund ihrer Tätigkeit einen tatsächlichen Verdienstentgang durch die vorübergehende Arbeitsunfähigkeit erleiden. Taggeldleistungen sind grundsätzlich teuer und in den allermeisten Fällen Luxus.

Wie kann man Prämie sparen?

Wer weniger Prämie zahlen will, sollte in erster Linie darauf achten, den "Worst Case" abzusichern. Man kann sich etwa für Versicherungszahlungen erst ab einer höheren Invalidität (zum Beispiel ab 25 Prozent) entscheiden – bei geringer Beeinträchtigung würde die Versicherung also gar keine Zahlungen leisten. In unserem Testszenario haben wir die Versicherungs-Modelle so gewählt, dass schon ab einer geringen Invalidität eine Leistung vorhanden ist.

Sparen lässt sich aber vor allem auch, wenn man bei den vielfach angebotenen Zusatzleistungen aussiebt. Ein Versicherungsschutz für Unfälle, wie sei beim Tauchen typisch sind, ist für Unterwasserfans durchaus sinnvoll. Knochenbruchpauschalen, die dem Versicherten 250 Euro in Aussicht stellen, wenn sie sich etwas brechen, oder die Übernahme von Schulausfallskosten für verunfallte Kinder sind eher Marketing-Zuckerl als wirklich notwendiger Versicherungsschutz.

Bei diesen Zusatzleistungen ist auch auf Einschränkungen und finanzielle Obergrenzen zu achten. Wo, was, wie gilt ist immer zu hinterfragen. Dazu gehören beispielsweise Ertrinken/Erfrieren/Ersticken oder Einatmen von Gasen/Dämpfen oder Vergiftungen bzw. welche Alkoholgrenzen je Anbieter gelten. Grundsätzlich sollten die Zusatzleistungen die Auswahl nicht zu stark beeinflussen, da sie aus unserer Sicht oft verzichtbar sind.

Längere Laufzeiten führen in der Regel auch zu günstigeren Prämien. In der privaten Unfallversicherung werden häufig Laufzeiten von 10 Jahren angeboten. Für die lange Vertragslaufzeit von 10 Jahren wird oft ein Rabatt gewährt (z.B. 20% für 10 Jahre Laufzeit). Der Vertrag kann aber in jedem Fall nach 3 Jahren gekündigt werden.

Vergleich: Jahreskosten

Was kostet eine gute Unfallversicherung? Eine gute private Unfallversicherung kostet für eine erwachsene Person zwischen 150 und 300 Euro pro Jahr. Eine Familie muss mit einer Jahresprämie ab 240, Euro rechnen. Unsere Studentin, die auch eine Unfallrente von 1.000 Euro pro Monat im Paket inkludiert hat, zahlt ab 350 Euro pro Jahr. Pensionisten kommen mit einem Grundpaket auf etwas mehr als 100 Euro pro Jahr. 

Die Spannen sind groß, ein Preisvergleich lohnt! Die Versicherungssumme sollte jedenfalls mindestens das Sechsfache des Brutto­jahreseinkommens ausmachen.

Mehrfachversicherung

Viele Konsument:innen verfügen im Bereich der privaten Unfallversicherung über Mehrfachversicherungen. Schüler haben vielleicht eine Schülerunfallversicherung, die über den Elternverein empfohlen wird. Kreditkartenversicherungen beinhalten bisweilen Leistungen bei privaten Unfällen. Oft wird für Reisen eine eigene Reiseunfallversicherung abgeschlossen. Auch die Mitgliedschaft bei Autofahrerclubs oder alpinen Vereinen kann einzelne Leistungen beinhalten.

Wissenswert dazu: Mehrfachversicherungen sind im Bereich der Unfallkosten (z.B. Bergekosten) nicht sinnvoll, denn die Leistung wird im Fall des Unfalls nur einmal erbracht (weil auch die Kosten nur einmalig anfallen).

Additiv sind die Invaliditätsleistungen – die werden zusammengezählt. D.h. nach Feststellung einer Dauerinvalidität kann die Leistung auch von mehreren Versicherern in Anspruch genommen werden.

Sinnvoll ist das nicht, denn jedes noch so kleine Versicherungsprodukt kostet – besser ist, ein klares und brauchbares Produkt für den gesamten Privatbereich und weltweitem Schutz zu wählen. Damit sollte auch die Versicherungssumme hoch genug sein, um wirklich das Risiko der dauerhaften Invalidität abzusichern UND auch die möglichen Unfallkosten abgesichert zu haben.

Wer sich nicht darum kümmert, hat vielleicht mehrfach eine Versicherung für Unfallkosten, steht aber im Bedarfsfall mit einer sehr geringen Leistung für Dauerinvalidität blöd da – private Unfallversicherung soll individuell an den Bedarf angepasst werden.

Worauf ist vor Abschluss zu achten?

Die Auswahl eines geeigneten Schutzes ist nicht einfach. Die Produkte sind sehr unterschiedlich und können besser oder schlechter zu den jeweiligen Bedürfnissen passen. Die Produkte können als Einzel,- Partner,- oder Familienunfallversicherungen gewählt werden. Auch für Alleinerzieher:innen mit Kind gibt es passende Produkte. Bei Senior:innen können die Bedingungen ab einem bestimmten Alter Veränderungen beinhalten. Zum Beispiel wird die Leistung automatisch herabgesetzt oder die Prämie der Versicherung erhöht. Es gibt eigene Seniorenunfall-Produkte.

Wie unser Test zeigt, gibt es den einen guten Anbieter nicht, sondern einen guten für jede der gewählten Situationen. Das Angebot ist vielfältig, die Bandbreite sowohl bei den Prämien als auch bei den Leistungen riesig. Vergleichen bringt daher viel! Es gilt, aus vielen Anbietern und unzähligen Tarifen einen optimalen Tarif zu finden. 

Nicht nur die Prämien der Versicherungen sind ausschlaggebend. Auch Unterschiede in der Progressionsentwicklung oder Gliedertaxengestaltung müssen berücksichtigt werden. Darüber hinaus gibt es noch einige andere wichtige Kriterien, wie Unfallbegriff, Mitwirkungsgrad oder Herzinfarkt als Unfallursache (siehe "Versicherungs-Grundbegriffe" weiter unten).

Abenteurer aufgepasst: Wer Risikosportarten ausübt, sollte sich genau über seinen Versiche­rungsschutz informieren - womöglich sind Sondervereinbarungen nötig. In vielen Ange­bo­ten gibt es Ausschlüsse oder niedri­gere Versicherungssummen für gefährliche Sportarten. Achtung: Das gilt auch für einmalige Abenteuer wie etwa ein Canyoning-Schnuppern, einen Probetandemflug mit dem Paraglider, einmal Bungee-Jumpen oder Ähnliches.

Fazit: Je nach Ausgangssituation variieren sowohl Leistungen als auch Prämien gewaltig. Daher ist eine gute Beratung vor Abschluss sehr sinnvoll.  Versicherungsmakler:innen sind gesetzlich dazu verpflichtet, das beste Angebot am Markt für die Kundschaft zu finden. Auch im Schadenfall nimmt ein:e Versicherungsmakler:in eine neutrale Position ein und unterstützt. Aber gehen sie gut vorbereitet in dieses Gespräch. Analysieren Sie vorab Ihren Bedarf. Schlagen Sie nicht schon beim ersten Angebot zu. Auch zu bedenken: Der Agent eines Versicherers vermittelt nur dessen Produkte; ein unabhängiger Berater hingegen kann aus einer breiteren Palette auswählen.

Check von Zeit zu Zeit

Auch bestehende Produkte, die ja oft eine Laufzeit von zehn Jahren aufweisen, sollten von Zeit zu Zeit hinsichtlich Prämie und Leistung überprüft werden. Änderungen der Lebensumstände sollten jedenfalls dem Versicherer angezeigt werden. Wer z. B. eine gefährliche Sportart neu aufnimmt, sollte sich mit dem Versicherer in Verbindung setzen, um zu klären, ob diese Sportart im Versicherungsschutz enthalten ist oder ob sie zusätzlich eingeschlossen werden muss. Dies gilt auch bei Änderung des Berufs z.B. in einen Beruf mit einer höheren Gefährdung. Schriftlich bestätigen lassen!

Auch Senioren sollten sich die Versicherungsbedingungen (wieder einmal) genauer ansehen, wenn auch weniger im Hinblick auf Abenteuersport: Ab einem bestimmten ­Alter können nämlich Veränderungen vorgesehen sein, zum Beispiel reduzierte ­Leistungen oder steigende Prämien. Wer etwas eher auf seine Altersgruppe Zugeschnittenes sucht, kann zu Senioren-Unfallprodukten greifen (und sollte auch hier ­unbedingt vergleichen!).

Bei der Familienunfallversicherung gibt es verschiedene Varianten. Entweder sind alle Personen namentlich in der Polizze angeführt oder es gibt lediglich die abstrakte Beschreibung "bis 18 Jahre". Kinder können von einem Tag auf den anderen aus dem Versicherungsschutz fallen - darauf ist zu achten (im Kalender notieren!).

>> Hier geht’s zu den Ergebnissen des Tests Private Unfallversicherung (Anmeldung erforderlich).

Versicherungs-Grundbegriffe

Bei der Wahl des richtigen Versicherungsproduktes muss man sich mit einigen Fachbegriffen vertraut machen, die im Ernstfall eine große Rolle spielen können.

Gliedertaxe

Mit der Gliedertaxe bewerten die Versicherer den Verlust einzelner Körperteile oder Organe. Die Gliedertaxe legt also den Invaliditätsgrad bei Verlust oder Gebrauchsunfähigkeit von Gliedmaßen und Sinnesorganen fest. In der Gliedertaxe wird festgeschrieben, wie hoch die Leistung bei Verlust ist. Der Wert in der Gliedertaxe entspricht immer dem vollständigen (Funktions-)Verlust des betroffenen Körperteils. Häufiger bleibt jedoch eine teilweise Einschränkung dauerhaft bestehen. In diesem Fall wird ein Bruchteil angegeben, z. B. ein Viertel des Armwertes. Der Verlust eines Armes kann – je nach Tarif – eine Invalidität von 70 bis 100 Prozent bedeuten, der Verlust eines Beines von 60 bis 100 Prozent. 

Für bestimmte Berufsgruppen sind spezielle Gliedertaxen sinnvoll (z.B. Verlust eines Fingers bei einem Chirurgen oder einer Pianistin). Es kann vereinbart werden, dass - um im obigen Beispiel zu bleiben - der Verlust eines Fingers bereits eine 100%ige Invalidität darstellt.

Progression

Progression bedeutet, dass die Versicherungsleistung bei 100% Invalidität im Versicherungsfall umso größer ist, je höher der Prozentsatz der Progression ist. In anderen Worten: Mit Progression wird stark verkürzt der Prozentsatz bezeichnet, der je nach Schwere des Unfalls und daraus folgender Invalidität ausbezahlt wird. Niedrigere Invaliditätsstufen, etwa ein steifes Bein oder eine stark eingeschränkte Schulterbeweglichkeit, treten nach Unfällen häufiger auf als fehlende Gliedmaßen oder gar 90- bis 100-prozentige Invali­dität. In den meisten Angeboten steigt die Progressionskurve aber oft erst in den höheren Invali­ditätsstufen deutlich an; ­darunter wird nur ein geringer Prozentsatz der ver­einbarten Versicherungssumme ausbezahlt.

Ein Tarif mit z.B. einer Versicherungssumme von 100.000 Euro und einer Progression von 500% bedeutet, dass bei einer Invalidität von 100% eine Summe von 500.000 Euro zur Verfügung stünde. Große Unterschiede gibt es bei den Progressionen im Detail – daher ist es ganz wichtig, den genauen Progressionsverlauf zu betrachten. Die Leistung beginnt ab einem bestimmten Invaliditätsgrad überproportional zu steigen.

Lineare Tarife

Bei einem linearen Tarif wird die vom Arzt festgestellte bleibende Invalidität in Prozent der Versicherungssumme geleistet. Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro wird bei Feststellung einer Invalidität von 15% eine Summe von € 15.000,- geleistet. Diese Tarife gibt es allerdings kaum noch bzw. werden diese kaum noch vertrieben. Progressive Tarife (siehe Progression) sind zielführender.

Mitwirkungsgrad

Der Mitwirkungsgrad beschreibt, wie sehr bestehende Krankheiten und Gebrechen schuld an einem Unfall sind. Die Versicherung leistet im Normalfall erst nach dem Abzug des Mitwirkungsgrades.

Ein Beispiel: Angenommen, ein Knie ist bereits schwer verletzt. Beim Hinuntergehen einer Treppe gibt dieses Knie aufgrund der bestehenden Verletzung plötzlich nach und es kommt zu einem Sturz. Zu diesem Sturz wäre es nicht gekommen, wenn die Knieverletzung nicht bestanden hätte. Dieses bestehende Gebrechen war somit die wesentliche Unfallursache und es liegt ein hoher Mitwirkungsgrad vor.

Sobald der Mitwirkungsgrad eine gewisse Höhe erreicht (unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter), bekommt man nur noch eine Teilauszahlung der Versicherungssumme. Denn der Mitwirkungsgrad reduziert den Invaliditätsgrad, welcher die Grundlage für die Zahlung der Versicherungssumme bildet. Im Klartext: Unterschreitet der Mitwirkungsgrad den in den Bedingungen geregelten Wert/Prozentsatz (dieser liegt meist zwischen 25 und 50 Prozent, bei einigen Anbieter aber auch bei 0%), werden von der Versicherung die Leistungen nicht gekürzt. Es gilt also: Je höher dieser Wert/Prozentsatz, desto besser ist der Versicherungsschutz.

Was ist ein Unfall?

Ein Unfall liegt vor, wenn der Versicherte durch ein plötzlich von außen auf seinen Körper wirkendes Ereignis (Unfallereignis) unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet.

Unfallbegriff erweitert

Darunter fallen, neben dem oben erklärten Unfallbegriff (Unfalldefinition) einem Unfall gleichgestellte Ereignisse, wie beispielsweise eine erhöhte Kraftanstrengung. Wenn dadurch an Gliedmaßen oder Wirbelsäule ein Gelenk verrenkt wird oder Muskeln, Bänder oder Kapseln gezerrt oder zerrissen werden, wird der Unfallbegriff als erfüllt angesehen.

Noch einmal erklärt: Ein Unfall liegt vor, wenn die versicherte Person durch ein plötzlich von außen auf ihren Körper wirkendes Ereignis unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet. Wichtig in diesem Zusammenhang: Das Ereignis muss plötzlich eintreten, das heißt dieses muss unvorhergesehen geschehen und demnach nicht abwendbar sein. Durch die Einschränkung auf die Einwirkung von außen werden Ereignisse im Inneren der Person (z.B. Blutungen an inneren Organen) nicht als Unfall verstanden. Unfreiwillig ist das Ereignis, sofern die Person den Gesundheitsschaden nicht vorsätzlich herbeiführt. Üblicherweise erweitern die Versicherer den Unfallbegriff um bestimmte Ereignisse und erhöhen damit den Deckungsumfang der Unfallversicherung. Der Definition entsprechend können außerdem nur Körperschäden Folgen eines Unfallereignisses sein. Sachschäden sind keine Unfallfolgen im Sinne der Unfallversicherung.

Herzinfarkt als Unfallfolge

Tritt ein Herzinfarkt in direkter Folge eines Unfalls ein, so sind Schäden durch diesen Herzinfarkt mitversichert. Dieser Umstand gilt nicht für alle Anbieter bzw. Tarife.

Private Unfallversicherung Test: 16 Anbieter im Vergleich

Unsere Versicherungsexpert:innen haben die Angebote von 16 Versicherungsunternehmen durchforstet und bewertet, die private Unfallversicherungen anbieten: 

Das bietet unser Test

Der Test bietet werbefreie, unabhängige Testergebnisse mit einheitlichen Testkriterien. So werden die Ergebnisse vergleichbar.

Basis des Tests sind sechs Personenprofile. In Zusammenarbeit mit Durchblicker wurden für jedes einzelne Modell die Produkte bzw. Tarife verglichen und bewertet. Aus den Bewertungen der Angebote für die sechs Profile (je ein Gruppenurteil) wurde ein Gesamturteil, das KONSUMENT-Testurteil gebildet.

Die sechs Personenprofile: 

  • Studentin (junge Erwachsene in Ausbildung)
  • Single mit Kind (Angestellte)
  • Paar ohne Kind (Arbeiter und Angestellte)
  • vierköpfige Familie (Eltern sind Angestellte)
  • Büroangestellte
  • Pensionist

Für die Modelle wurden unterschiedliche Lebenssituationen gewählt. Verbraucher haben so die Möglichkeit, ein Modell für ihre Situation zu wählen und die günstigsten Anbieter für genau diese Modellsituation zu finden. Für unsere Modelle haben wir die 10-jährige Laufzeit gewählt, weil sie in der Praxis am häufigsten vorkommt.

Diese Informationen und Bewertungen finden Sie in unseren Test-Tabellen: Jahresprämie, Laufzeit in Jahren, Progression, Mitwirkungsgrad, versicherte Ereignisse, Such- / Berge- / Rückholkosten in  Euro, kosmetische Operationen, …

So haben wir bewertet

Für jedes der sechs Modelle im Test wird ein Leistungsfaktor errechnet. Im Leistungsfaktor werden die zu entrichtende Prämie, ein gewichteter Progressionsfaktor und der Gliedertaxenfaktor berücksichtigt. Je höher der Wert, desto besser das Ergebnis.

Progression: In den gewählten Modellen steigt die Leistung nach einem Unfall nicht linear an, sondern progressiv. Das bedeutet eine höhere Leistung für besonders schwere Fälle. 

Da die niedrigeren Invaliditätsgrade viel häufiger vorkommen als die hohen, wird die Leistung gewichtet (die niedrigeren Progressionsstufen erhalten mehr Gewicht):

  • 0 bis 25% Invalidität mit einem Gewicht von 40%
  • 25 bis 40% Invalidität mit 30%,
  • 40 bis 90% mit 25% und
  • 90 bis 100% Invalidität mit 5%.

Je höher der Wert, desto höher das Ergebnis.

Wir wählen für das jeweilige Modell eine passende Progression aus. Wird von einem Anbieter eine bestimmte Progressionsstufe nicht angeboten, wird die nächsthöhere gewählt. 

Gliedertaxe: Im Gliedertaxenfaktor haben wir die Leistungen der einzelnen Anbieter dem Durchschnittswert gegenübergestellt und aus positiven wie negativen Abweichungen einen Gliedertaxenfaktor ermittelt.


Abwertungen:

Aus dem Leistungsfaktor wird eine Note pro Modell und Anbieter entwickelt, welche sich noch durch andere Parameter verändern bzw. verschlechtern kann: 

Ein Mitwirkungsgrad von 0% führt zu einer Abwertung um eine Note.

Herzinfarkt als Unfallfolge: Ist dieser Umstand nicht mitversichert, führt das zu einer Abwertung um eine Note.

Unfallbegriff erweitert: Bei allen Tarifen im vorliegenden Test ist der erweiterte Unfallbegriff inkludiert. Ansonsten hätte auch das zu Abwertungen geführt.

Wie ist unser Test Private Unfallversicherung ausgegangen?

Das Ergebnis unseres Tests ist im Grunde erfreulich. Wir konnten im KONSUMENT-Testurteil insgesamt vier "sehr gut", acht "gut" und vier "durchschnittlich" vergeben. Anders schaut es bei den Gruppenurteilen aus. Hier waren auch einige "weniger zufriedenstellend" im Vergleich dabei - nicht jeder Versicherer hat ein passendes Angebot für jedes unserer sechs Modelle. 

Es heißt also: Anbieter vergleichen! Unser umfangreiches Testszenario mit Vergleichs-Tabellen für unterschiedliche Zielgruppen (Familie mit Kindern, Paar ohne Kind, Single mit Kind, Pensionist, Angestellter, Studentin) bietet Ihnen Hilfestellung.

 

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