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Ethischer Konsum - Sozial-ökologische Unternehmensbewertungen

, aktualisiert am

Wie gehen Unternehmen mit Mitarbeitern und Umwelt um? In unseren Ethik-Test und Ethik-Reports finden Sie Antwort. Es geht um Corporate Social Responsibility, Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, Umweltmanagement,  Informationsoffenheit. Lesen Sie mehr in unserem EXTRA.

Ethik-Tests: Was nützt das beste Produkt, wenn die Mitarbeiter unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen und die Umwelt kaputt geht? Sie interessieren sich für verantwortungsbewussten Konsum? Dann lesen Sie unsere Ethik-Tests und -Reports.

Unsere aktuellsten Ethik-Artikel: Ethik-Tests und Ethik-Reports.

oder lesen Sie unser Interview mit Dokumentarfilmer Kurt Langbein über Nachhaltigkeit und Konsumverhalten:

Probieren Sie außerdem unser KONSUMENT-Bücher "Nachhaltig leben" und "Nachhaltig leben mit Kindern".

KONSUMENT-Buch: Nachhaltig leben (Bild:VKI) Erfahrungsberichte von Müttern und Vätern sowie Anekdoten aus dem Erfahrungsschatz der Autorin, selbst zweifache Mutter, machen "Nachhaltig leben mit Kindern" zu einem ebenso informativen wie wie unterhaltsamen Leseerlebnis.

Unsere Bücher zeigen, welche Möglichkeiten bestehen, durch bewussten Konsum und Lebensstil einen Beitrag für die Umwelt zu leisten und wie man Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ohne erhobenen Zeigefinger nahebringen kann.

In diesem Extra "Ethischer Konsum" finden Sie (neben Berichten und Kurzbeiträgen) vor allem unsere Tests zum Themenbereich Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen – im Englischen Corporate Social Responsibility (oder abgekürzt CSR) genannt.

Nachhaltigkeit: Faire Bedingungen für Mensch und Umwelt

Auch der Begriff Nachhaltigkeit (Sustainability) hat eine ähnliche Bedeutung. Welchem Begriff man auch den Vorzug gibt – der Thematik kommt steigendes Gewicht zu; immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten erwarten von Unternehmen nicht nur, dass ihre Produkte ein bestimmtes Qualitätsniveau erfüllen, sondern auch, dass die Produktion unter fairen Bedingungen für Mensch und Umwelt erfolgt.

Der VKI testet die Produkt-Qualität  ...

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) war die erste Verbraucherorganisation, die eine ethische Beurteilung von Unternehmen unternommen hat. Der erste Ethik-Test wurde im Oktober 2000 veröffentlicht. Als Basis wurde ein Konzept herangezogen, das Ende der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts in den USA mit dem Einkaufsführer "Shopping for a Better World" erstmals in die Praxis umgesetzt worden war.

Zunächst waren die Unternehmenstests isoliert gewesen, ohne Hinweis darauf, ob ein sozial und ökologisch gut dastehendes Unternehmen auch qualitativ hoch stehende Produkte anbietet.

... und die ethische Verantwortung der Unternehmen

Die Testzeitschrift "Konsument" verband erstmals beide Bewertungsdimensionen, also Warentest und Unternehmenstest. "Konsument"-Leser haben damit die Möglichkeit, beispielsweise von mehreren im Produkttest "gut" abschneidenden Produkten jenes zu wählen, dessen Hersteller im Ethik-Test ein bestimmtes Mindestniveau erreicht.

Arbeitsbedingungen, Tierversuche oder Umwelt-Emissionen

Das Thema Ethik umfasst zahlreiche Gebiete. Verantwortungsbewusstes Verhalten von Unternehmen kann vielerlei bedeuten: Es kann auf die Einrichtung eines Betriebskindergartens oder den Verzicht auf Tierversuche ebenso abzielen wie auf einen Beitrag zur Verringerung des Treibhauseffekts.

Soziales, Umwelt und Informationsoffenheit im Test

Ethik lässt sich in drei große Bereiche gliedern: Soziales, Umwelt sowie Informationsoffenheit; wobei unter Letzterem vor allem das Verhalten des Unternehmens gegenüber Konsumenten und anderen Stakeholdern zu verstehen ist.

Die wichtigsten Kriterien dieser drei übergeordneten Bereiche sind:

  • Soziales: Zu bewerten ist, in welchem Ausmaß die Unternehmen die Interessen ihrer Arbeitnehmer – einschließlich spezifischer Beschäftigtengruppen (Frauen, Behinderte, Auszubildende etc.) – berücksichtigen. Weiters ist die internationale soziale Verantwortung zu berücksichtigen: Dabei geht es um die Aktivitäten und Bemühungen der Unternehmen, die Anwendung sozialer Mindeststandards im internationalen Geschäft (bei ausländischen Produktionsstandorten oder mit ausländischen Geschäftspartnern) zu gewährleisten.
     
  • Umwelt: Zu untersuchen ist die Qualität des Umweltmanagements; dabei werden die organisatorischen Vorkehrungen in Bezug auf die Berücksichtigung von Umweltschutzaspekten beurteilt. Bei den Umweltschutzleistungen ist zu unterscheiden zwischen produktionsbezogenen (z.B. Stoffverbrauch, Emissionen, Energieverbrauch; auch Tierschutz kann man dazu rechnen) und produktbezogenen Maßnahmen (sie betrifft bei Produzenten Aspekte der Produktgestaltung, bei Handelsunternehmen Fragen zur Sortimentpolitik).
     
  • Informationsoffenheit: Beim Thema "Informationsoffenheit" geht es um die Zugänglichkeit und Qualität von Unternehmensinformationen für die interessierte Öffentlichkeit, vor allem die Konsumenten. Bewertet werden die von den Unternehmen praktizierten Aktivitäten und Bemühungen, welche die Berücksichtigung der Verbraucherinteressen sicherstellen (z.B. Behandlung von Beschwerden, Produktkennzeichnung).

Soziale Verantwortung vor Ort

Gespräche, Sekundärquellen ...

Am Beginn jedes Ethik-Tests steht die Befragung der ausgewählten Unternehmen; dazu wird ein umfangreicher Fragebogen entworfen und den zuständigen Stellen im Unternehmen vorgelegt.

Die Antworten werden ergänzt bzw. überprüft durch schriftliche Unterlagen der Unternehmen und durch Gespräche mit den Verantwortlichen, durch Recherchen in Sekundärquellen, Auswertungen von Publikationen von NGOs, Bewertungen durch andere Organisationen sowie Mystery Calls.

... und Vor-Ort-Untersuchungen

Zu guter Letzt werden Vor-Ort-Untersuchungen in Produktionsstätten durchgeführt, um festzustellen, wie weit die Wirklichkeit von den Unternehmensangaben abweicht.

Bewertung und Darstellung der Test-Ergebnisse

Zur Bewertung wird der Erfüllungsgrad der einzelnen Kriterien in mehreren Stufen ausgedrückt – von "nicht erfüllt" über "teilweise erfüllt" bis "erfüllt". Je nach Bedeutung werden die Kriterien unterschiedlich gewichtet. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung, die am besten als Bewertungsindex auf einer Skala von 1 bis 100 dargestellt wird: Er gibt an, in welchem Ausmaß die (gewichteten) Kriterien erfüllt werden.

Daneben wird auch ein fünfstufiges Rating angewendet, um die Ergebnisse leichter vergleichbar zu machen. Die Stufen reichen von A bis E, entsprechend dem "sehr gut" bis "nicht zufriedenstellend" im Produkttest. Näheres dazu finden Sie in "Testkriterien" des jeweiligen Ethik-Tests.

Wie alles begann

Der Startschuss für die Ethiktests fiel im Oktober 2000, als in der Zeitschrift "Konsument" ein Laufschuhtest veröffentlicht wurde, bei dem die Hersteller gleichzeitig auf die Einhaltung sozialer Mindeststandards in den Produktionsstätten der Dritten Welt überprüft wurden.

Die bisherigen sozial-ökologischen Unternehmensbewertungen des VKI:

Auf dem Teststand fanden sich die Branchen Bekleidung, Kosmetik, Haushaltsgeräte, Elektronikgeräte, Lebens- und Genussmittel, Handelsunternehmen und andere Dienstleistungsunternehmen. Getestet wurden beispielsweise Laufschuhe, Modehandelsketten oder Jeans, Waschmaschinen, Staubsauger oder Spielzeug, Kaffee, Bananen oder Tomaten, sowie Handys, Computer oder Digitalkameras.

Die wichtigsten Beiträge der letzten Zeit zum Thema finden Sie hier unter:

Aus Kostengründen werden die meisten unserer Ethik-Tests in Form einer Kooperation mit einer Reihe anderer Verbraucherorganisationen in Europa durchgeführt. Planung und Organisation obliegen einer eigenen Arbeitsgruppe der ICRT, das ist die gemeinsame Testorganisation europäischer Verbraucherverbände mit Sitz in London.

Anders als Warentests

Die Unterschiede zum vergleichenden Warentest

Bei der Untersuchung der sozialen Verantwortung ist man von der Kooperationsbereitschaft der Unternehmen abhängig. Sie müssen einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, Informationsmaterial zur Verfügung stellen und auf vertiefende Fragen bereitwillig Auskunft geben. Ohne diese Basisdaten ist eine Bewertung der sozialen und ökologischen Verantwortung kaum möglich – jedenfalls keine positive.

Das unterscheidet den Ethik-Test vom klassischen Warentest. Bei letzterem werden Produkte ohne Zutun und meist auch ohne Wissen des herstellenden oder anbietenden Unternehmens auf dem Markt gekauft und einer Überprüfung unterzogen. Ergebnis ist ein objektives Urteil über die Qualität eines Produktes.

Subjektive Faktoren

Beim Ethik-Test werden hingegen ganz bewusst auch subjektive Faktoren in die Bewertung mit einbezogen. Schließlich soll ja auch erhoben werden, ob und in welchem Maße sich das Unternehmen zu ökologischen oder sozialen Grundsätzen bekennt.

Es ist klar, dass solche Untersuchungsergebnisse nicht denselben Stellenwert einnehmen können, wie das Ergebnis einer Laborprüfung unter standardisierten Bedingungen. Ein gutes Testergebnis kann daher nicht als unmittelbare Kaufempfehlung interpretiert werden.

Oft bedeutet selbst das Erreichen eines Punktemaximums im Ethik-Test lediglich, dass das Unternehmen gute Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass seine Aktivitäten sozial und ökologisch verträglich erfolgen können und dass bis dato keine gegenteiligen Erfahrungen vorliegen.

Soziale Verantwortung vor Ort überprüft

Um das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen besser überprüfen zu können, sind wir in den letzten Jahren dazu übergegangen, neben der Befragung der Unternehmen und Interessenvertretungen auch eigenständige Vor-Ort-Untersuchungen zu organisieren.

Eine branchenkundige Ratingagentur wird beauftragt, Besichtigungen der Konzernzentrale und ausgesuchter Produktionsstätten (meist in Niedriglohnländern wie China, Vietnam oder Indonesien) durchzuführen und Interviews mit Arbeitskräften durchzuführen. Die Ratingagentur arbeitet mit sozial engagierten Organisationen vor Ort zusammen, die auch Dolmetscher zur Verfügung stellen.

So wichtig die Werksbesichtigungen auch sind – sie führen dazu, dass Ethik-Tests noch viel zeitaufwändiger und kostenintensiver geworden sind. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir nur eine beschränkte Zahl an Ethik-Tests durchführen können.

Nachhaltigkeit: Foulspielern die rote Karte zeigen

Es zeigt sich sehr oft, dass die soziale Verantwortung generell noch entwicklungsfähig ist, auch bei jenen Unternehmen, die vergleichsweise am besten abgeschnitten haben.

Die Aussagekraft ist dennoch gegeben. Für Konsumenten ist es eine Orientierungshilfe, sie können den Kauf von Produkten der besonders schlecht abschneidenden Unternehmen vermeiden oder aber den Hersteller ihrer bevorzugten Marke (per e-Mail) dazu auffordern, seine soziale Verantwortung besser als bisher wahrzunehmen, bzw. ihn fragen, warum auf diesem Gebiet nicht mehr Anstrengungen unternommen werden.

Es sind letztlich die Konsumenten, die darüber entscheiden, welche Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt Erfolg haben. Sie können das soziale und ökologische Verantwortungsbewusstsein der Unternehmen honorieren und unfair agierenden Mitbewerbern die rote Karte zeigen. Das funktioniert aber nur, wenn ihnen ausreichende Informationen zur Verfügung stehen. Mit unseren Ethik-Tests versuchen wir, unseren Beitrag dazu zu leisten.

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