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Bahnreisen - Schlaflos in Attnang-Puchheim

Nachtzug statt Hotelzimmer – diese Option ist immer ­seltener möglich. Und bei Beschwerden ist man auf die Kulanz der ÖBB angewiesen.

Ende Dezember 2010 fror ein Fahrgast in ­einem Schlafwagenabteil des Nachtzuges Wien–Venedig bei etwa vier Grad. Die Heizung war ausgefallen. Der Betroffene wandte sich an die Schlichtungsstelle der Schienen-Control. Auf deren Intervention wurden dem Beschwerdeführer 40 Prozent des Ticket­preises refundiert. Und Anfang Juni 2011 fuhr Armin Thurnher, Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung „Falter“, zur Eröffnung der Bien­nale nach Venedig und konnte danach von ausgefallener Klimaanlage und 50 Grad im Schlafwagen berichten. Solche Extrem­erlebnisse sind keine Werbung für das Schlaf- und Liegewagen-Angebot, das infolge der Billigflug-Konkurrenz in den letzten Jahren ohnehin ausgedünnt wurde.

Liegen oder Schlafen

Züge mit Schlaf- oder Liegewagen zum gewünschten Reiseziel lassen sich in der elektronischen Fahrplanauskunft der ÖBB eruieren. Start- und Zielbahnhof eingeben -> erweiterte Suche/Weitere Optionen: Direktverbindung mit Schlaf-/Liegewagen. Nachtzüge mit Liege- und Schlafwagen gibt es von Wien nach Bregenz sowie nach Italien (Florenz/Rom, Venedig und Verona/Mailand), nach Deutschland (Hamburg, Frankfurt/Köln und Berlin), in die Schweiz (Zürich) und nach Polen (Warschau, Krakau). Weiters verkehren Kurswagen nach Kroatien, Serbien, Slowenien, Tschechien, ­Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Russland, Weißrussland und in die Ukraine.

Qualitätsschwankungen bei Liege- und Schlafwägen

Liegewagen-Abteile werden für vier oder sechs Personen angeboten. Die Waschräume befinden sich am Gang. Komfortabler und privater ruht man im Schlafwagen: nur ein bis vier Betten, Waschbecken im Abteil. Die Kategorie „DeLuxe“ bietet sogar WC und Dusche im Abteil. Bei den Liegewagen sind unterschiedliche Baujahre im Einsatz, bei den Schlafwagen vier unterschiedliche Bauarten. Diese Unterschiede werden von Fahrgästen als Qualitätsschwankungen erlebt.

Multifunktionswägen für Rollstuhlfahrer

Auf den Strecken Wien–Hamburg, Wien–­Zürich und Villach–Wien–Prag–Berlin–­Hamburg setzen die ÖBB Multifunktions­wagen ein, die es Passagieren im Rollstuhl ermöglicht, mit Begleitperson in einem Liege­wagenabteil zu verreisen. Die Abteile sind mit je zwei Liege- und zwei Sitzplätzen ausgestattet.

Berichten Sie uns

Welche Erfahrungen haben Sie bei Bahnreisen im Liege- oder Schlafwagen gemacht? Schreiben Sie an unsere Postadresse oder an leserbriefe@konsument.at. Zum Thema ÖBB finden Sie auf www.konsument.at/forumoebb auch ein Forum für Bahnkunden.

Eigene Haftung

Damen und Herren

Ob man oben, in der Mitte oder unten liegt, kann beim Buchen ausgewählt werden. In Liegewagen gibt es grundsätzlich keine ­Geschlechtertrennung. Es sind aber einige Damenabteile verfügbar. In Schlafwagen gibt es nur reine Damen- bzw. Herren-Abteile. Ausnahme: Abteile für gemeinsam Reisende, die alle Plätze des Abteils belegen.

Eigene Haftung

Der Anspruch auf den reservierten Schlafplatz erlischt, wenn er nicht binnen 15 Minuten nach Abfahrt des Zuges vom gebuchten Startbahnhof in Anspruch genommen wird. Reisende haben auf Gepäck, Garderobe und Wertgegenstände selbst zu achten. Eine Haftung für die mitgebrachten Sachen schließen die ÖBB aus. Wünschenswert wären daher nach Ansicht der Bahn-Regulierungsbehörde Schienen-Control eine verbesserte Aufsicht oder auch Sicherungsmöglichkeiten in den Nachtzügen gegen Diebstahl wie bessere Türverriegelungen, Vorhangketten oder Ähnliches.

Wecken vor Ankunft

Beim Einsteigen nimmt das Schlafwagen­personal die Fahrkarte in Verwahrung und weckt die Reisenden rechtzeitig vor der Ankunft. Da nicht darauf geachtet wird, dass in einem Abteil Reisende mit dem gleichen Zielbahnhof nächtigen, kann es vorkommen, dass ein früh aussteigender Mitreisender die Nachtruhe aller anderen verkürzt.

Herausforderung Frühstück

In EuroNight-Zügen ist das Frühstück im Preis enthalten. Der Verzehr im Abteil ist allerdings eine Herausforderung. Denn es bedeutet, ­heißen Kaffee oder Tee in gekrümmter Haltung bzw. liegend zu sich zu nehmen und mit einem Plastikmesser eine Semmel aufzuschneiden und mit gut gekühlter Butter zu bestreichen. Auf Wunsch des Reisenden wird das Frühstück auch als Lunchpaket mit­gegeben.

Preise unterschiedlich

Preisdifferenzen

Bei Schlaf- und Liegewagen unterscheiden die ÖBB zwischen Global- und Standardpreisen. Globalpreise kommen bei von den ÖBB eigenwirtschaftlich betriebenen Nachtzügen zur Anwendung. Das sind jene nach Deutschland, Italien und in die Schweiz. Es gibt auch Sparpreis-Angebote. Preisbeispiel Wien–Hamburg: Platz im 3er-Schlafwagen: 59 Euro (Sparpreis)/111 € (Spezialpreis für Vorteilscard-Besitzer)/147 € (Standardpreis). Platz im 4er-Liegewagen: 49 Euro/103 €/137 €. Um 10 bis 15 Euro teurer wird es in der Hoch­saison, also zu Weihnachten, zu Ostern sowie von Ende Mai bis Anfang Oktober.

Ab 11 Jahren eigener Liegeplatz

Für Eltern interessant: Bis zum vollendeten 10. Lebensjahr darf ein Kind ohne Liegeplatzzuschlag den Liegeplatz eines Erwachsenen oder eines anderen Kindes mitbenutzen.

Treuepässe für häufig Reisende

Wer öfter im Schlafwagen reist, kann mit Schlafwagen-Treuepässen Nachlässe lukrieren: Beim Schlafwagen-Treuepass normal und beim Schlafwagen-Treuepass Business ist jeweils die 10. Reise gratis, beim Schlaf­wagen-Treuepass ÖsterreichCard die 8. Fahrt.

Leserreaktionen

Mehr Ruhe

Ich liebe es, mit dem Nachtzug zu fahren. Ja, manchmal ist es zu heiß oder zu warm, aber in mindestens 90 % der Fälle klappt alles sehr gut. Einzig mehr Kontrolle der Nachtruhe wünsche ich mir. Lärmende, besoffene Nachbarn können die Fahrt verderben.

User: Wurth96
(aus KONSUMENT 10/2011)

Nächtliche Hitze

Wir fuhren zu zweit und mit Rädern am 3.6.2011 von Bruck/M. nach Florenz mit Liegewagen und am 23.6.2011 von Rom im Schlafwagen retour. Nachdem von vorneherein noch nicht bekannt war, wann die Rückfahrt erfolgen kann, konnte das Ticket dafür erst in Neapel erstanden werden. Dieses kostete 2 x 99 € im Schlafwagenabteil. Nachdem für die Hinfahrt 2 x 12 € für die Räder zu bezahlen waren, überraschte die kostenlose Mitfahrt dafür.

Der Zug, der am Vortag in Wien startet, erreicht Rom gegen 10 Uhr und steht dann den ganzen Tag in der Sonne (Angaben Zugbegleiter). Deshalb waren beim Start in Rom gegen 17 Uhr ca. 35 °C im Abteil. Diese Temperatur hielt sich fast bis Villach. Erst von da ab wurde es erträglicher. Klimaanlage gab es im Abteil keine, nur ein Gebläse, das auch nicht immer Kaltluft lieferte. Auf meine Anfrage, was denn die ÖBB mache, wenn ein Fahrgast Kreislaufprobleme hat, wurde mir umgehend ein Gutschein über 40 € angeboten.

Peter M.-Herrmann
E-Mail
(aus KONSUMENT 10/2011)

Lang und teuer

Etwa alle zwei Jahre besuche ich Freunde in Luxembourg. Da ich seit einigen Jahren beim Fliegen große Probleme mit meinen Ohren habe, bevorzuge ich die Bahn. Trotzdem habe ich gestern einen Flug gebucht. Die Bahnfahrt kostet 400 € (mit Vorteilscard!) gegenüber 261 € bzw. 211 € (Internet) für den Flug. Und abgesehen von der Dauer der Reise (was man als Bahnfahrer freiwillig und bewusst in Kauf nimmt) hat man aufgrund der schlechten Verbindungen mit der Bahn gerade bei Kurzaufenthalten viel weniger Zeit vor Ort zur Verfügung.

Die Bahn raubt mir bei der Anreise fast den halben Tag und bei der Abreise den halben Nachmittag. Bei früheren Fahrten war der Schlafwagen (Single) o.k. Ich bin weder bequem noch zimperlich, denn beides sollte man besser nicht sein, wenn man die Bahn wählt.

Petra Zamburek
E-Mail
(aus KONSUMENT 9/2011)

Sehr zufrieden

Ich fuhr in den letzten Jahren mehrfach mit dem Autozug mit Schlafwagen von Wien nach Berlin beziehungsweise Hamburg. In allen Fällen war ich mit dem Preis-/Leistungsverhältnis und dem Gebotenen sehr zufrieden. Die Kabinen sind zwar klein, aber ich will ja nicht wohnen, sondern schlafend reisen. Und das geht gut.

Die Betten sind rein und bequem. Das Frühstück ist gut. Richtig ist, dass man das Frühstückstablett auf den Knien balancieren muss, aber mit einigem Geschick geht das ganz gut.

Harald Ginzel
E-Mail
(aus KONSUMENT 9/2011)

Unbequem

Wir fuhren kürzlich mit dem Nachtzug von Wien nach Hamburg und retour. Das auf dieser Strecke eingesetzte Wagenmaterial besteht aus uralten Waggons mit winzigen Abteilen, die den Bedürfnissen der heutigen Reisenden nicht mehr entsprechen.

Zum Beispiel ist es nicht möglich, 2 Koffer (in einem Doppelabteil reisen im Normalfall 2 Personen!) im Abteil zu verstauen. Hat man sich für das obere Bett entschieden, sollte man gelenkig und kräftig genug sein, um es über die steile Leiter zu erklimmen. Am Morgen verzehrt man sein Frühstück auf dem unteren Bett sitzend. Es kommt vor, dass die Klimaanlage ausfällt, dass sich Abteiltüren in der Kurve von selbst öffnen und dass Teile der Wandverkleidung scheppern und klappern.

Die Schalldämmung ist für einen Schlafwagen unzureichend; muss man wegen defekter Klimaanlage das Fenster offen halten, wird es im Abteil – besonders bei Geschwindigkeiten um 200 km/h – besonders laut. Positiv ist zu vermerken, dass die Zugbegleiter und -begleiterinnen sehr bemüht, hilfsbereit und freundlich sind!

Robert Gotsleben
E-Mail
(aus KONSUMENT 9/2011)

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